Hauspost Herbst 2015

Hauspost Herbst 2015 9 – HDF/MGH

Das Repair-Café Limburgerhof startet im Januar 2016

Kaputt – und einfach wegwerfen? NEIN !!

Was macht man mit einem Sessel, an dem ein Bein kaputt ist? Mit einer Lampe, die nicht mehr funktioniert? Mit einem Wollkleid mit Mottenlöchern? Wegwerfen? Nein! Nachhaltig denken! Reparieren! Oft stehen wir vor einem guten Stück, dass seine Funktion aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr versehen kann.

Wir haben es aber lieb gewonnen. Es hat unsere Lebensgeschichte ein Stück begleitet und ist mit vielen Erinnerungen verbunden. Oder aber es hatte auf Grund des technologischen Fortschrittes nicht alle Funktionen, die heute möglich wären, aber für unsere Zwecke nach wie vor vollkommen ausreichend wären. Wenn es noch funktionieren würde, wäre es immer noch ein treuer Begleiter. Es ist heute schwierig Geschäfte oder Fachleute zu finden, die eine Reperatur anbieten bzw. zu einem „vernünftigen“ Preis durchführen. In diese Lücke treten immer mehr und ganz erfolgreich Repair Cafés.

Idee

Repair Cafés sind Treffpunkte, bei denen die Teilnehmer alleine oder gemeinsam mit anderen ihre kaputten Dinge reparieren. An den Orten, an denen das Repair Café stattfindet, ist Werkzeug und Material für alle möglichen Reparaturen vorhanden. Zum Beispiel für Kleidung, Möbel, elektrische Geräte, Fahrräder, Spielzeug und vieles mehr. Vor Ort sind auch Reparaturexperten zugegen: Elektriker, Schneider/-innen, Tischler und Fahrradmechaniker/-innen.

Besucher bringen defekte Gegenstände von zu Hause mit und machen sie sich gemeinsam mit einem Fachmann oder einer Fachfrau an die Arbeit. Man kann dort immer eine Menge lernen. Wer nichts zu reparieren hat, nimmt sich eine Tasse Kaffee oder Tee. Oder hilft jemand anderem bei der Reparatur. Auf dem Lesetisch liegen verschiedene Bücher zum Thema Reparatur und Heimwerken – immer gut als Inspirationsquelle.

Nachhaltigkeit

In Europa werfen wir Unmengen weg. Auch Gegenstände, an denen nicht viel kaputt ist und die nach einer einfachen Reparatur problemlos wieder verwendet werden könnten. Leider ist das Reparieren bei den meisten Menschen aus der Mode gekommen. Sie wissen einfach nicht mehr, wie man Dinge repariert. Diese Wissen verschwindet schnell. Wer dieses Wissen noch hat, wird von der Gesellschaft häufig nicht besonders hoch geschätzt und steht ungewollt am Rande. Das Wissen und Können dieser Menschen wird nicht oder nur sehr selten genutzt.

Repair Cafés ändern das! Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen, zählen wieder. Es findet ein wertvoller praktischer Wissensaustausch statt. Gegenstände sind auf diese Weise länger brauchbar und werden nicht weggeworfen. Die Grundstoffund Energiemenge, die für die Herstellung neuer Produkte erforderlich ist, wird gespart. Das gilt auch für die CO2-Emissionen, die bei der Herstellung neuer Produkte und beim Recycling von Gebrauchtgegenständen entstehen.

Im Repair Café lernen Menschen, Gegenstände auf andere Weise wahrzunehmen. Und sie ganz neu wertzuschätzen: Das Repair Café trägt zu einer Mentalitätsveränderung bei. Das ist dringend nötig, wenn Menschen für eine nachhaltige Gesellschaft eintreten sollen. Im Mittelpunkt steht jedoch, dass Repair Café zeigen möchte, dass Reparieren auch viel Spaß macht und relativ einfach ist.

Die kostenlosen Reparaturtreffen sind keine Konkurrenz für Reparatur- Profis. Im Gegenteil. Mit Repair Café möchten Organisatoren aus dem ganzen Land vielmehr das Interesse am Reparieren wieder wecken. Außerdem sind die Besucher von Repair Cafés in den meisten Fällen keine Kunden von Reparaturfachleuten. Die Erfahrung über Besucher zeigt, dass sie kaputte Gegenstände meistens sofort wegwerfen, da sie die Reparatur in der Regel zu teuer finden. Im Repair Café sehen sie, dass es zum Wegwerfen tatsächlich Alternativen gibt.

Zielgruppen / Integration

Jede Frau und jeder Mann können das Repair Café nutzen, darüber hinaus können dort gesellschaftliche Gruppen zusammen gebracht werden, die normalerweise kein Berührungspunkte haben, über den zu reparierenden Gegenstand aber eine gemeinsame Aufgabe haben. So hat hier auch der Flüchtling mit aus seinem Heimatland mitgebrachten handwerklichen Fähigkeiten die Möglichkeit, sein Wissen gewinnbringend für viele einzusetzen, genauso wie der im Ruhestand stehende Elektroingenieur, der mit seinem Spezialwissen die weterverwendung liebgewonnener Geräte ermöglicht. Menschen, die ganz bewusst ihre Verantwortung für nachfolgende Generationen wahrnehmen wollen, werden dort die Möglichkeit finden, mit Hilfe der Reparaturexperten ihren Teil beizutragen.

Organisation / Durchführung

Ein koordinierendes Team wird zunächst die Voraussetzungen schaffen. Das sind:

  • Räumlichkeiten in denen das Café stattfinden kann
  • Bereitstellung der Werkzeuge
  • Akquise von Experten, die einen Pool von Reparierer bilden
  • Ein Termingerüst, an denen das Café stattfindet Und das Team kümmert sich das um:
  • die rechtlichen Grundlagen für die Zusammenarbeit zwischen den Interessengruppen
  • die Koordination der einzelnen Termine
  • das Marketing für die Gesamtveranstaltung

Wie vielfältig der Bedarf an einem Repair-Café sein kann, zeigen die folgenden Anfragen: … ich hätte Interesse daran und zwar besonders wie man Jeans-Hosen flickt … ich habe ich eine alte Trompete, die ich gerne selbst reparieren möchte … eine kaputte Mikrowelle, allerdings habe ich da gar keine Ahnung, wie man die reparieren könnte, aber vielleicht ist das auch einfach nur spannend so was mal außeinander zu nehmen … ich würde ich gerne unter Anleitung mein gesprungenes Handydisplay austauschen

Potenzial genug ist also da – und jetzt freuen wir uns auf Sie. Bei unserem ersten Termin Ende Januar 2016

Rund um das Repair-Café

Das Repair-Café ist das Dach einer Reihe von Veranstaltungen und Angeboten im MGH/HdF, bei denen Sie fachkundige Unterstützung bei der Reparatur oder Instandsetzung verschiedenster Dinge bekommen. Neben dem regelmäßigen Treff im Jugendkulturzentrum zum Austausch und gemeinsamen Reparieren gibt es ergänzende Angebote, die bereits laufen oder demnächst starten. Dies ist unsere seit Frühjahr laufende offene Nähwerkstatt für Mütter und Omas am Dienstag Vormittag im Jugendkulturzentrum.

Dazu gehört ab Februar 2016 die offene Fahrradwerkstatt in der Scheune im Alten Rathaus. Und dazu gehört unsere Helfer- und Hilfebörse, die wir mit Ihnen gemeinsam aufbauen möchten. Haben Sie Interesse beim Repair-Café mitzumachen? Dann melden Sie sich unter info@mgh-limburgerhof,.de Wir freuen uns auf Sie.

Geschichte

Die Geschichte der Repair Cafés entstand in Holland. Dort wurde 2009 zum ersten Mal ein Repair Café in Amsterdam veranstaltet und wurde so zu einer Art von Nachhaltigkeit auf lokaler Ebene. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten und schon 2011 wurde aus dieser lokalen Initiative eine holländische Non-Profit Stiftung die seither lokalen Gruppen im In- und Ausland professionelle Unterstützung gewährt. Inzwischen gibt es weltweit ca. 750 Repair Cafés und allein in Deutschland über 230. In unserer unmittelbaren Umgebung in Speyer, Landau, Germersheim, Neustadt und Bad Dürkheim und demnächst auch bei uns in Limburgerhof.

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