Hauspost 12-2010

Hauspost 12 2010 6 – Aktivitäten

„Erinnerungen aufleben lassen“

Seit vielen Jahren ein beliebter Treffpunkt im alten Rathaus: das Erzählcafé

Miteinander erzählen, und das Wichtigste: Erinnerungen wieder aufleben lassen. Darum geht es beim monatlichen Zusammensein der Senioren im Limburgerhofer Mehrgenerationenhaus. An jedem ersten Mittwoch im Monat öffnet das Erzählcafé für interessierte Frauen und Männer seine Pforten. Beim vorerst letzten Treffen in diesem Jahr drehte sich alles um das Thema Weihnachten, wie es früher einmal war. Bei Kaffee und Kuchen, gemeinsamem Singen und heimeliger Mundharmonikamusik, gespielt von Ewald Ledig und Otto Moos, erlebten die Besucher eine stimmungsvolle Adventsstunde. „Ho, ho, ho!“ dröhnte es zuvor vom Eingang des Mehrgenerationenhauses her. Denn eigens zum Anlass war der Weihnachtsmann gekommen, um die Gäste willkommen zu heißen. Wer genauer hinsah, entdeckte schließlich unter der roten Zipfelmütze und dem wallenden Rauschebart keinen Geringeren als den Leiter des Erzählcafes, Michael Hespos. Er moderierte wie gewohnt den Nachmittag und ermunterte die Anwesenden zu einer gemeinsamen Erzählreise in Weihnachtszeiten längst vergangener Tage.

Dr. Michael Hespos,
Koordinator des Erzählcafé

Das ließen sich die anwesenden Seniorinnen und Senioren nicht zweimal sagen. „Also bei uns hat`s früher immer ein Hexenhäuschen aus Lebkuchen gegeben“, plaudert auch sogleich eine rüstige Mittachtzigerin aus dem Nähkästchen. „Und der Tannenbaum wurde immer mit Lametta und Engelshaar geschmückt“, fährt sie fort. Anni Grün, alteingesessene Limburgerhoferin erzählt mit leuchtenden Augen vom Vater, der stets alle Geschenke für seine Kinder selbst gebastelt habe. Von ihm hätte sie ihre erste „Boppekischt“ bekommen. Und die Mutter sei immer als Christkind verkleidet gewesen. Dennoch habe diese sich trotz aller Tarnung durch ihre roten Schuhe entlarvt, gibt die rüstige Pensionärin lachend zum Besten.

„Wir waren Donaudeutsche“, berichtet Maria Haas. „Bei uns gab es am Heiligabend immer Karpfen und an Weihnachten für gewöhnlich Gans mit köstlich in Gänsefett gebratenen Kartoffeln und Selleriesalat“, schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit. „An dem leb ich heut` noch!“, schwärmt sie. „Und ich musst die Gans immer schlachte und robbe“, erzählt Kurt Fett von der für ihn seinerzeit als Kind unangenehmen Aufgabe vor dem Festmahl. Von schönen, aber auch kargen Zeiten ist an diesem Nachmittag vielfach die Rede. So erinnert sich eine Seniorin an die Flucht während des Krieges und daran, wie Bauersleute in dieser Notlage ihre Familie aufgenommen und mit Brot und Arbeit versorgt hätten. „An Weihnachten durften wir sogar mit am Tisch in der guten Stube sitzen“, gehen ihre Gedanken voll Dankbarkeit zurück. „Mit dem Schlitten um Mitternacht in die Christmette fahren zu dürfen“, das sei für sie irgendwann das schönste Geschenk gewesen, meint eine Andere. „Wir waren halt mit wenig zufrieden“, sind sich die meisten mit Blick auf das, was sie einst in der Kindheit erlebten, in der Runde einig. (ck)

Erzählcafe

jeden ersten Mittwoch im Monat (im Januar 2011 ausnahmsweise am zweiten Mittwoch, den 12.01.2011) im MGH Limburgerhof. Ansprechpartner ist Dr. Michael Hespos

 

Geschichten aus dem Erzählcafé

Im Herbst, wenn die Weinernte vorbei ist, bietet es sich an, Geschichten rund um den Wein zum Thema unseres Erzählcafe´s zu machen. Heuer geschah dies zum 3. Mal im offenen Wohnzimmer des MGH von uns liebevoll „Wohnstube“ genannt

2008 stellte ich zusammen mit Frau Albert den Senioren Kallstädter Wein vor und die Gäste erfuhren dabei, dass schon Geheimrat Goethe sich Kallstädter Weinkisten nach Weimar schicken ließ und den sächsischen Ratsmitgliedern erklärte, das sei seine „Medizin“.

2009 stellte uns Herr Müller, der Leiter des MGH, italienische Weine vor und die Gäste des Erzählcafés erfuhren, dass er in der Toskana eine wichtige Zugverbindung nur deshalb verpasste, weil er sich von den leckeren Weinen der dortigen Region bei einer „Vorprobe“ nur schweren Herzens und viel zu spät trennen mochte. Im Jahre 2010 ging der Weinprobe eine Seniorenwanderung der AWO vom Bahnhof Bad Dürkheim über den sogenannten „Feuerberg“ zum Vorort Leihstadt voraus. Ein Boulespieler aus Limburgerhof betätigt sich in Leihstadt als Hobby-Winzer und hatte die Idee zu der AWO-Wanderung mit Weinprobe. Nach der Verköstigung von mehr als einem Dutzend herrlicher Weine (es gab sogar Barrique- Weine vom „Dürkheimer Feuerberg“!) war es in der Gruppe beschlossene Sache, dass wir den Winzerfreund des o.g. Boulespielers zu einer 2. Weinprobe ins MGH-Erzählcafé nach Limburgerhof einladen. Nach beiden Weinproben der Weine des „Feuerbergs“ brauchte der Leihstädter Winzer die ganze Ladefläche seines Lieferwagens, um die von den ca. 20 Senioren bestellten Weinkisten (weit über 400 Flaschen!) an die Limburgerhofer Adressen auszuliefern. Wir gehen jetzt in die Geschichte seines Weingutes ein als seine umsatzstärkste Weinprobe aller Zeiten! (mh)

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